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Die Kunst des Kupferstechens


Ein Kupferstich ist ein sogenanntes „Tiefdruckverfahren“, bei dem das später zu druckende Bild mit einem Stichel spiegelverkehrt in eine Kupferplatte gegraben wird. Die durch den Stichel entstandenen Linien werden mit Farbe gefüllt und die gravierte Kupferplatte dann an ein Papier gepresst, wodurch ein Abdruck entsteht.

 

 

Ein neues Handwerk entsteht

descDie gleiche Technik wurde ursprünglich im Waffen- und Silberschmiedehandwerk verwendet, um Verzierungen auf andere Objekte zu übertragen oder zu archivieren. Die ersten Kupferstecher waren daher auch nahezu ausnahmslos Goldschmiede.

 

Die ersten Hinweise auf die Verwendung dieser Technik stammen aus dem 12. Jahrhundert, ab Anfang des 15. Jahrhunderts hatte sich das Kupferstechen als Methode zum Herstellen von Abdrucken etabliert. Eine wichtige Voraussetzung für die Verbreitung des Kupferstichs war auch der beginnende Siegeszug des Papiers, dass das teurere Pergament als Beschreibstoff ab dem 14. Jahrhundert verdrängte.

 

Die Technik des Kupferstechens ist sehr arbeitsaufwendig. Zuerst wird eine 1-3 mm dicke Kupferplatte sorgfältig geschliffen und poliert. Darauf wird dann die seitenverkehrte Zeichnung übertragen, indem mit einem Grabstichel zahlreiche, dicht beisammenstehende Linien in das Metall eingeschnitten werden. Durch die Vielzahl der Linien erlaubt der Kupferstich die Darstellung fließender Übergänge und eine größere Formenvielfalt ein Holzschnitt.

 

Nach dem Stechen der Linien wird die Kupferplatte eingefärbt und erwärmt, wodurch die Druckerschwärze bis in die feinsten Linien dringt. Nach dem Säubern der Platte bleibt nur noch in den Linien Farbe zurück. In einer Walzenpresse wird nun feuchtes Papier auf die Platte gepresst, das die Farbe aus den Linien aufnimmt. Mit einer sauber hergestellten Kupferplatte konnten etwa 200 Abzüge bester Qualität hergestellt werden. Mit zunehmender Zahl der Drucke sank die Qualität der Abzüge, da die Linien in der Kupferplatte zunehmend verflachen.

 

 

Detailreich und preisgünstig

Waren die meisten frühen Kupferstiche noch Kopien von Gemälden, so entwickelte sich der Kupferstich im 15. Jahrhundert zunehmend als eigenständige Kunstform. Die Möglichkeit besonders detailreicher Darstellungen eröffnete besonders bei naturwissenschaftlichen Themen, wie z.B. in der Anatomie, neue Möglichkeiten.

 

Mit der Technik des Kupferstichs gelang es relativ preisgünstig, neue Bildideen und Bildmotive im europäischen Raum rasch zu verbreiten und im 16. Jahrhundert entwickelte sich eine regelrecht „rationalisierte“ Kupferstech-Industrie, in der Zeichner, Stecher und Verleger eng zusammenarbeiteten.

 

 

 

(Abb.: Kreuzschraffur. Detail aus einem Kupferstich von Hendrik Goltzius (1558-1616), Quelle: Original-Kupferstich von H. Goltzius, PD-Art)