Die Geschichte der Kulturlandschaft begreifbar machen
Die Entwicklung Augsburgs vom Mittelalter bis in die Zeit der Industrialisierung wurde maßgeblich von der Wasserkraft der Flüsse Lech und Wertach und ihrer Nutzung durch den Menschen beeinflusst. Die Bedeutung des Wassers für die Stadt und ihre Entwicklung ist so einzigartig, dass sein historisches Wassermanagementsystem als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet wurde.
Augsburger Kulturlandschaftsgeschichte
In Mitteleuropa beschreibt der Begriff „Landschaft“ in der Regel nicht eine „Naturlandschaft“, sondern eine seit Jahrhunderten durch menschliche Nutzung gewachsene „Kulturlandschaft“. Die vom Menschen innerhalb und außerhalb der mittelalterlichen Stadtgrenzen geschaffene Kulturlandschaft ist in Augsburg heute noch auf einzigartige Weise sichtbar.
Das heutige Naturschutzgebiet Stadtwald Augsburg stellt dabei einen bedeutenden Ausschnitt der ehemaligen Kulturlandschaft vor den Stadttoren dar, die die Ressourcen Wasser und Holz, sowie Wiesen und Weiden für die Stadt bereitstellte.
Kulturlandschaft gestern, heute und morgen
Die ehemalige voralpine Flussaue im Stadtwald beherbergt bis heute bedeutende Reste des Auwalds und der Lechheiden, die heute nicht nur für den Naturschutz von höchstem Wert sind. Sie vermitteln auch eine Vorstellung ihrer historischen Nutzung im Rahmen der Augsburger Stadtentwicklung und regen zu einer Beschäftigung mit der Frage nach dem zukünftigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen an.
Die spezifische Eigenart der Augsburger Kulturlandschaft hat sich über lange Zeiträume entwickelt. Auf der Grundlage der naturräumlichen Gegebenheiten hat der Mensch durch spezifische Nutzungen eine charakteristische Kulturlandschaft geschaffen. Die Augsburger Kulturlandschaft ist somit nicht nur Teil unseres Naturerbes, sondern auch unseres kulturellen Erbes.
Ein Schlüssel zum Verständnis
Im Kilianplan von 1626 ist der Stand der Stadt- und Kulturlandschaftsentwicklung in der frühen Neuzeit dargestellt. An ihm lassen sich gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen aufzeigen, die bis in die Gegenwart hinein nachwirken und heute immer noch das Gesicht des Stadtgebiets prägen.
Wenn wir heute über „Naturschutz“ sprechen, lohnt sich also auch ein Blick zurück, um die Menschen zu verstehen, die die Kulturlandschaft nach ihren damaligen Bedürfnissen gestaltet haben.
(Abb. 1 und 3: Ausschnitt aus dem Kilianplan, Quelle: Geodatenamt der Stadt Augsburg zur Verfügung gestellt. Grafische Hervorhebung der Wasserflächen durch die Umweltstation Augsburg.
Abb.2: Ausschnitt aus der historischen Karte der Meringer Au von Johann Sebastian Kraus von 1737, Quelle: Stadtarchiv Augsburg)